Chen Ruo Bing
26. August 2016 - 15. Oktober 2016
Neue Arbeiten
Seit vielen Jahren schaut die Kunstwelt intensiv auf die zeitgenössische Kunst aus China. Besonders interessant wird es in diesem Zusammenhang, wenn Künstler und Künstlerinnen nicht nur wesentlich von der Kultur ihres Vaterlandes beeinflusst wurden und werden, sondern auch von anderen - oftmals scheinbar gegensätzlichen - Kulturen. Als Paradebeispiel sei hier der aus China stammende, international bekannte Künstler Chen Ruo Bing zu nennen, der bereits seit 1992 nicht nur in Peking, sondern auch in Düsseldorf lebt und arbeitet.
Chen Ruo Bing wurde 1970 in China geboren. Ein fundiertes Studium schloss er erfolgreich an der Zhejiang Academy of Arts in Hangzhou im Fach „traditionelle Malerei“ ab. Im Jahr 1992 zog er nach Düsseldorf, um seine künstlerische Weiterbildung bei dem deutschen Farbfeldmaler Gotthard Graubner fortzuführen. Charakteristisch sind insbesondere Chen‘s puristische Leinwandarbeiten, die er mit Acrylfarben malt. Er setzt vorwiegend zwei Primärfarben auf einer Leinwand ein, um die visuelle Wirkung im Zusammenspiel beider Farben zu analysieren. Er widmet sich darüber hinaus den geometrischen Formen sowie, angelehnt an den Lehren Graubners einer reinen Farbmalerei, den reinen Farben und ihren Effekten auf der Fläche. Trotz der starken Reduzierung und strengen Abgrenzung zwischen Materie und Leere, wirken seine Werke durch ihre Ausstrahlungskraft und kompositorischen Spannungsverhältnisse ausdrucksstark. Dies ist neben seiner Erfahrung auch seiner intensiven Vorarbeit zu verdanken, die er vor dem Beginn jedes Werkes leistet.
Der Künstler Chen Ruo Bing setzt sich in seinen Leinwandarbeiten konstruktiv mit den ost-asiatischen und den west-europäischen Bildsprachen auseinander. Die vielschichtigen und mannigfaltigen Wahrnehmungs- und Denkweisen in ihren Traditionen aufzubrechen und zu einer Entität zusammenzuführen, ist eine der großen Herausforderungen, der sich Chen Ruo Bing als Künstler stellt. Chen Ruo Bing schafft es dabei, aufgrund seiner multikulturellen Erfahrungen, die Visualisierung von kulturellen Identitäten sowie die Verinnerlichung des Eigenen und des Fremden zu vermitteln. Er bricht eingeschliffene Welterfahrungen durch Verfremdung im weitesten Sinne auf, welches im postmodernen Verständnis von Kunst eine bedeutende Funktion ist. Auf diese Weise wird das Vertraute in Frage gestellt und verfremdet. Die daraus entstehende Befremdung des Bekannten und Alltäglichen soll zu einer Umgestaltung der Wahrnehmung und des Denkens anregen.
Beispielhaft an Chen Ruo Bing’s Malerei - und zudem ein markanter Ansatz in der chinesischen Malerei - ist auf der einen Seite der bewusste Umgang mit der räumlichen Leere bzw. mit dem Aufbau von Spannungsverhältnissen zwischen der Substanz (shi) und der Leere (xu), zwischen dem Sein (you) und dem Nichts (wu). Teilweise wirkt es so, als ob dem leeren Raum eine größere Wichtigkeit zugeschrieben wird als der Fülle. Dadurch wird deutlich, dass die Tradition als Impulsgeber eine bedeutende Rolle in der zeitgenössischen Kunst spielt, um auf die klassische, chinesische Ästhetik und fernöstliche Philosophie zu verweisen. Chen versucht dabei, - sowohl bei der Farbe als auch bei der Form - sich auf das Wesentliche zu reduzieren. Auf der anderen Seite spricht für den west-europäischen Einfluss, vor allem durch den deutschen Maler Gotthard Graubner, der Umgang mit Farbe und Lichtverhältnissen.
Die Werke von Chen Ruo Bing bieten dem Betrachter nicht nur die Möglichkeit das eigene Bewusstsein für seine Umwelt zu ergründen, sondern auch abseits einer heutigen, schnellen und lauten Welt in sich zu gehen. Ausgewählte, aktuelle Arbeiten des Künstlers präsentiert die Galerie Frank Schlag & Cie., Meisenburgstraße 173, 45133 Essen vom 26. August 2016 bis zum 15. Oktober 2016. Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, dem 26.08.2016, in der Galerie statt. Im Anschluss an die Vernissage ist die Art-Lounge im Dachgeschoss des Hauses geöffnet.
Zusätzlich möchte die Galerie Frank Schlag & Cie. darauf hinweisen, dass vom 31. Juli bis zum 03. Oktober 2016 das Kunstmuseum Bochum die Ausstellung „Der Maler - Chen Ruo Bing“ präsentiert, zu der ein Katalog erschienen ist.
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Ann-Sophie Parker M.A.